Portrait Lars Karsten

Interview

„Die Innovationskraft liegt bei den Mitarbeitern“

Chief People’s Officer Lars Karsten über flache Hierarchien, Quereinsteiger und die digitale Transformation bei umlaut.

Welche Voraussetzungen brauchen Bewerber, die bei umlaut arbeiten möchten?

Die Leidenschaft und den Willen, etwas zu bewegen. Und den Mut, für ihre Ideen einzustehen. Dafür schaffen wir unsererseits die notwendigen Voraussetzungen. Bei umlaut darf man darf sich auch mal etwas trauen und Fehler machen. Das ist Teil unserer Kultur, die wir im Vorstand vorleben. Nur so sind die Leute mutig genug, Dinge auszuprobieren und Ideen zu entwickeln. Die Innovationskraft liegt bei den Mitarbeitern. Außerdem haben wir flache Hierarchien, damit jeder schnell selbst Verantwortung übernehmen kann. Das ist für die Mitarbeiter eine Herausforderung, aber auch eine Chance. So können wir neue Ideen besser umsetzen. Wir sind eine Netzwerkorganisation, die sich dadurch auszeichnet, dass man auf allen Ebenen direkt miteinander spricht und Kommunikation nicht über Hierarchien läuft. Denn wir glauben, dass wir alle sehr viel voneinander lernen können.

Wie wichtig ist die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter?

Für uns zählt, dass die Mitarbeiter zu umlaut passen und die oben genannten Eigenschaften mitbringen. Das ist uns wichtiger als die fachliche Kompetenz. Denn die Kenntnisse, die für die jeweiligen Kundenprojekte benötigt werden, sind meistens so speziell, dass die neuen Mitarbeiter diese ohnehin durch ihre Kollegen im Projekt lernen müssen. Bei diesem Coaching am Arbeitsplatz geht es viel um Learning by doing. Außerdem vermitteln wir die notwendigen Kenntnisse in Trainings durch interne und externe Experten. Wir lassen niemanden ins kalte Wasser springen.

Welche Chancen haben Young Professionals oder Quereinsteiger?

Wir arbeiten sehr viel mit jungen Talenten, die direkt von der Universität kommen. Sie steigen bei uns – manchmal auch schon als Werkstudenten – ein und wir bringen ihnen das notwendige Handwerkszeug dann bei. In unseren „Rookie cycles“ fordern wir regelmäßig junge, vielversprechende Talente mit ungewöhnlichen Aufgabenstellungen heraus. In einem Fall wurde beispielsweise die Idee eines maßgeschneiderten, 3D-gedruckten Biathlon Sportgewehrs geboren. Bereits nach wenigen Monaten Entwicklungszeit hatte das Team Produktionsreife erlangt, und den weltweiten Marktführer Anschütz so sehr beeindruckt, dass dieser unser Kooperationspartner wurde. Wir sind auch sehr offen für Quereinsteiger. Etwa Musikwissenschaftler, die uns mit ihren fachlichen Kenntnissen beim Testen von Entertainment- und Soundsystemen in Autos unterstützen. In diesem Fall ist beispielsweise aus einer kleinen Idee eines Beratungsauftrags etwas Großes entstanden: Ursprünglich kam ein großer Automotive-Erstausstatter auf uns zu, der Unterstützung bei der Qualitätskontrolle von Entertainmentsystemen benötigte. Das lief so gut, dass wir ein eigenes Start-up gegründet haben, das eingebettet in unsere Marke ist, aber eigenverantwortlich handelt. Heute umfasst das Start-up rund 800 Mitarbeiter, die die gesamte Elektronik von Fahrzeugen testen, vom Blinker bis zum Anlasser, und wie die verschiedenen Komponenten des gesamten Systems miteinander kommunizieren.

Findet ein regelmäßiger Austausch zwischen den Mitarbeitern statt?

Ja, wir organisieren immer wieder Netzwerkveranstaltungen, um sie dazu zu bringen, direkte Kontakte zu knüpfen und neue Ideen zu spinnen. Dies geschieht beispielsweise bei unseren Irregulars’ Tables, die in Hamburg und an anderen Standorten stattfinden. Dort stellen Mitarbeiter ihre Projekte, Kompetenzen oder neue Kunden vor. Alle Kollegen sind eingeladen teilzunehmen, zuzuhören und sich danach bei einem Bier darüber zu unterhalten. Aus dem Gespräch heraus entstehen dann häufig neue Ideen oder Geschäftsmodelle. Nach dem gleichen Prinzip veranstalten wir unsere umlaut Fusion*, die bisher immer in Aachen stattfand und die wir jetzt auf andere Standorte in Frankreich, Indien und den USA ausweiten. Dabei handelt es sich um eine Messe mit rund 40 Ständen, an denen sich die Mitarbeiter gegenseitig erklären, was sie können – über alle Bereiche hinweg. Dabei entstehen immer hunderte von Ideen, wie man die Kunden gemeinsam noch besser unterstützen kann.

Worauf möchte umlaut in diesem Jahr als Arbeitgeber den Fokus legen?

Wir wollen uns intensiv um unsere Mitarbeiter kümmern und auf die digitale Transformation vorbereiten, genauso wie das ganze Unternehmen. Dazu gehört, die Weiterentwicklung der Mitarbeiter im laufenden Betrieb zu stärken und die Prozesse dafür zu verbessern. Laut aktuellen Studien haben in fünf Jahren 50 Prozent der Arbeitnehmer eine andere Tätigkeit, weil ihr Job durch Automatisierung und Digitalisierung ersetzt wird. Deshalb sorgen wir bereits heute dafür, dass sich unsere Mitarbeiter weiterentwickeln und machen sie beispielsweise zu Digitalisierungs- und Automatisierungs-Experten. Damit stellen wir bei umlaut die Weichen für die Zukunft.

umlaut hat den etablierten Titel des „Chief People Officer“ leicht verändert. Was hat es damit auf sich?

umlaut ist ein menschenorientiertes, partizipatives Unternehmen. Unsere Mitarbeiter sind der Grundstein unseres Erfolgs und unserer Zukunftsfähigkeit. Nach unserem Verständnis ist der Chief People’s Officer daher für mehr als die strategische Mitarbeiterplanung und –entwicklung zuständig. Er ist vor allem dazu da, unseren Leuten in allen Bereichen die Mitgestaltung des Unternehmens zu ermöglichen und ihren Ideen und Wünschen bis in den Vorstand hinein Gehör zu verleihen. Dieses „Extra“ wollen wir mit dem Titel des Chief People’s Officer ausdrücken.


* unter Berücksichtigung der aktuellen Lage hinsichtlich COVID-19