Nikola Spasic for umlaut

Porträt

Abgetaucht in der Cloud

Nikola Spasic, Ingenieur bei umlaut, suchte eine Herausforderung im Job – und fand ein Hobby: Tauchen. Was die Unterwasserwelt mit Cloud-Services zu tun hat.

Zuerst ist da nur ein Schatten im türkisblauen Wasser, so gewaltig, dass er auch die Unterseite eines Boots sein könnte. Doch der Schatten hat Flossen und Finnen. Mit bedächtigen Schwanzschlägen schiebt der Walhai seinen langgestreckten Körper und einen kantigen Schädel durch das Meer vor der ägyptischen Küste.

Es wirkt fast so, als würde der Riesenfisch eine Schleife für die sechs Taucher drehen, die unter ihm kleine Luftbläschen aufsteigen lassen. Und von denen zumindest einer seine Begeisterung auch unter Wasser deutlich zeigt. Pirouette, hochgereckte Fäuste: Das ist Nikola Spasic in seinem Element. Oder besser gesagt: In einem seiner Elemente. Denn der Satz würde auch passen, wenn sich auf dem Desktop die Terminal-Fenster mit Programmcode stapeln. Nikola ist Teil des „Cluster Operations“-Teams im Belgrader Büro von umlaut, ein Spezialist für Microsoft-Server und Cloud-Infrastruktur.

Auf dem Laptop klebt – natürlich – ein Taucher

In Nikolas Homeoffice – wegen Corona noch Pflicht – tritt das Tauchen in den Hintergrund. Seine Schaltzentrale sind zwei Monitore, Maus und Tastatur, davor steht ein Glas Wasser und ein bunter Becher mit Kaffee. Auf dem Laptop klebt – natürlich – ein Taucher. An der Wand vor ihm hängt eine Collage aus Unterwasserbildern: Nikola mit Freunden auf dem Boot, Nikola beim Grimassenschneiden unter Wasser.

Nikola Spasic in Homeoffice

Tauch-Trip-Erinnerungen im Homeoffice


Wie kommt es, dass ein studierter Ingenieur mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Systemadministration seine Freizeit im Gummi-Anzug verbringt? „Um ehrlich zu sein: Weil ich in einem Job feststeckte und das Gefühl hatte, ich brauche Veränderung.“ Sein früherer Arbeitsalltag als Leiter des IT-Departments einer Hochschule umfasste, alle Systeme so zu bewahren, wie sie waren. „Am besten bis zum Ende des Universums“, sagt er und lacht. Ein sicherer Job, aber eben auch die gleichen Aufgaben, Tag für Tag.

Zufluchtsort unter Wasser

Während eines Ägypten-Urlaubs, nahmen ihn Freunde dann zum Tauchen mit. Erstmal ohne große Begeisterung auszulösen: “Mein Gedanke war: Alles, was da unten lebt, will dich auffressen.“ Er quälte sich in den engen Wetsuit, ließ sich die Sauerstoffflasche umhängen und dachte: „Warum mache ich das?“ Doch mit dem ersten Atemzug aus dem Mundstück seines Tauchgeräts änderte sich alles: „Dieses schwerelose Gefühl. Die Stille – nichts zu hören außer deinem Atem. Ich habe es nur genossen“, sagt Nikola.

Die Unterwasserwelt wurde zu seinem Zufluchtsort. Er reiste nach Ägypten, Thailand, Malediven, Kroatien, in die Nachbarländer rund um Serbien. „Ich bin am Anfang in jeden See gesprungen, den ich finden konnte“, erzählt er und lacht. „Immer wenn das Gefühl zu stark wurde, dass ich etwas ändern muss, bin ich tauchen gegangen.“


Sein früherer Vorgesetzter an der Hochschule habe ihn letztlich angesprochen – der arbeitete bereits bei umlaut und wollte den geschätzten Mitarbeiter zu sich holen. Nikola sagte ja. Ob die Begegnungen mit Wal- und Hammerhaien oder Ausflüge in versunkene Wracks etwas mit der Entscheidung zu tun hatten? „Ich habe auf jeden Fall durch das Tauchen an Selbstbewusstsein gewonnen“, sagt Nikola.

Ab in die Cloud

Stillstand ist seitdem nicht mehr sein Problem: „Ich arbeite in einer Umgebung, in der sich Technik permanent entwickelt.“ Gerade im Cloud-Markt halte derzeit kaum ein Standard länger als ein, zwei Jahre. Die Techniker in seinem Team sind für diese Themen im Unternehmen die Experten unter den Experten – verantwortlich unter anderem für Vergleichstests der Cloud-Anbieter oder den Aufbau unternehmensweiter IT-Strukturen, wie eine (von Amazon selbst als Benchmark geführte) AWS-Cloud.

Natürlich gibt es noch immer Routinen: Sicherheits-Checks, Systemupdates und was das Ticketsystem so reinspült. „Abwechslung ist mir wichtig, aber ich arbeite grundsätzlich auch gerne systematisch und strukturiert“, sagt Nikola. „Zumindest bin ich gerne vorbereitet auf das, was kommt.“ Vielleicht ist auch deshalb Tauchen der ideale Sport für ihn: Weil hier Technik und Erfahrung Risiken kalkulierbar werden lassen.

Tauchen wie Testing: Ein Teamsport

Zumindest bis zu einem gewissen Grad, wie Nikola sagt – um dann eine letzte Tauch-Geschichte zu erzählen, vom Weißensee in Österreich. Es war ein bewölkter Tag, das bedeutet wenig Sichtweite unter Wasser. „Dann ist das Atemgerät bei einem Freund von mir blockiert – das heißt es strömte unkontrolliert Sauerstoff aus“, sagt Nikola. Das Vorgehen in diesem Fall lernen Taucher im ersten Kurs: Ruhe bewahren, langsam auftauchen. Als Faustregel gilt, nicht schneller zu werden als die Luftblasen des eigenen Atems. In der Dunkelheit des Teichs fixierte Nikola das Gesicht seines Tauchpartners. Luftblasen stiegen auf, schneller als die beiden. Doch Nikola hatte plötzlich das Gefühl, dass er sinkt. „Ich war so fixiert auf die Blasen vor dem gleichförmigen Hintergrund, dass ich die ganze Bewegung in meinem Kopf umgedreht habe. Das war echt beängstigend.” Zum Glück war Nikola nicht allein – und sehr erleichtert, als er die Oberfläche erreichte.

Nikola Spasic after diving umlaut

Stärkung nach dem Tauchgang


Beim Tauchen ist es eben wie überall: „Es kommt immer auf das Team an“. Neben Spannung und Abwechslung sind die Menschen für Nikola die wichtigste Motivation. So kommt er – bei aller Begeisterung für die Tauchabenteuer – nochmal auf die Arbeitskollegen zu sprechen. „Ganz ehrlich: Viele Leute habe ich seit einem halben Jahr nur per Videocall gesehen Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen im Büro.“

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